Prof. Dr. med. univ. Georg Bartsch (CV)
Chefarzt der Klinik für Urologie
Leiter des interdisziplinären Zentrums für roboterassistierte Chirurgie
Alexander Born
Oberarzt der
Klinik für Urologie
Wiebke Mocka
Funktionsoberärztin der
Klinik für Urologie / ASV
Dr. med. Anna Stalp
Funktionsoberärztin der
Klinik für Urologie / ASV
Der Harnblasenkrebs ist die zweithäufigste urologische Tumorerkrankung und steht bei den Gesamttumorerkrankungen an siebthäufigster Stelle. Hauptrisikofaktor für die Entstehung ist der Tabakkonsum. Männer erkranken etwa dreimal häufiger als Frauen. Das Haupterkrankungsalter liegt jenseits des 70. Lebensjahres.
Das Hauptsymptom des Harnblasenkrebses ist die sichtbare Blutbeimengung im Urin (Makrohämaturie), die in der Regel schmerzlos ist. In diesem Falle sollte umgehend ein Urologe aufgesucht werden. Als erste diagnostische Maßnahme erfolgt hier eine endoskopische Untersuchung der Harnblase (Harnblasenspiegelung, Zystoskopie). Zeigt sich hier ein auffälliger Befund, wird im Anschluss in der Klinik unter Betäubung eine endoskopische Gewebeentnahme (TURB) aus den veränderten Schleimhautarealen durchgeführt, die zur feingeweblichen Untersuchung geschickt wird. Insbesondere bei flachen, d.h. auf das Schleimhautniveau beschränkten veränderten Bezirken ist das Vorliegen eines Harnblasentumors von einer entzündlichen Schleimhautveränderung nur schwer zu unterscheiden. In diesen Fällen wird in unserer Klinik die fluoreszenzgestützte Harnblasenspiegelung (PDD) und Narrow Band Imaging angeboten, bei der tumorös veränderte Schleimhautbezirke exakt von nicht tumorösen Arealen abgegrenzt werden können.
Wird bei der feingeweblichen Untersuchung die Diagnose Harnblasenkrebs gestellt, hängt die weitere Behandlung von der Eindringtiefe der Krebszellen in die Harnblasenwand ab.
Bei nicht muskelinvasiven, d.h. auf die Schleimhaut begrenzten Tumoren ist eine vollständige endoskopische Abtragung mit anschließender zumindest einmaliger Harnblasenspülung mit einem Chemotherapeutikum oder einem Immuntherapeutikum ausreichend. Danach erfolgt in festgelegten zeitlichen Intervallen eine urologische Nachuntersuchung, bei der eine Kontrollspiegelung der Harnblase erfolgt. Generell ist unser Bestreben, die Blase so lange wie möglich zu erhalten.
Wird im Rahmen der feingeweblichen Untersuchung ein tieferes Eindringen des Tumors in die Wand der Harnblase festgestellt, steigt das Risiko, dass Tumorzellen sich im Körper absiedeln (Metastasierung). Dann kann die Erkrankung durch die endoskopische Tumorentfernung allein nicht ausreichend behandelt werden. In diesen Fällen ist, wenn sich der Tumor in einem heilbaren Stadium befindet, eine vollständige Entfernung der Harnblase erforderlich. Dies beinhaltet beim Mann die Entfernung der Prostata und der Samenblasen und bei der Frau der Gebärmutter und der Eierstöcke.
An unserer Klinik wird die Entfernung der Harnblase als offene Schnittoperation und als „Schlüssellochoperation“ mit dem DaVinci Operationsroboter angeboten. In den vergangenen Jahren hat sich dieses sogenannte „minimalinvasive“ Operationsverfahren etabliert. Die Vorteile der DaVinci-assistierten Technik, wie die hohe Präzision der Gewebepräparation und die exzellenten Sichtbedingungen (3-D Sicht), wirken sich direkt auf das Operationsergebnis aus. Dadurch können ein geringerer Blutverlust bei der Operation, schnellere körperliche Erholung nach der Operation erzielt werden.
Nach Entfernung der Harnblase wird eine Form der Harnableitung benötigt. Dabei wird zwischen einer trockenen (kontinenten) und einer nassen (inkontinenten) Harnableitung unterschieden.
Bei der inkontinenten Harnableitung werden die Harnleiter entweder direkt (Ureterokutaneostomie) oder unter Zwischenschaltung eines Darmsegmentes (Conduit) an der Haut ausgeleitet. Der Urin wird in einem auf der Haut aufgeklebten Beutel aufgefangen.
Bei der kontinenten Harnableitung erfolgt unter Verwendung von Darm (Dünndarm oder Dünn- und Dickdarm), die Bildung einer sogenannten „Ersatzblase“, die den Urin speichern kann und bei Bedarf entleert wird. Unsere Klinik bietet jegliche Form der Ersatzblasenbildung an. In den meisten Fällen ist ein Anschluss der Ersatzblase an die Harnröhre möglich. Ist aus tumorchirurgischer Sicht eine Entfernung der Harnröhre notwendig, so kann die Ersatzblase mit dem Bauchnabel verbunden werden und durch regelmäßigen Einmalkatheterismus entleert werden. Alternativ können die Harnleiter auch in den Dickdarm eingepflanzt werden (Sigma-Rektum Pouch). Der Urin wird dann zusammen mit dem Stuhl über den After entleert.